DTS vs. Dolby: Welches Audiosystem ist besser? (2024)

Dolby und DTS sind zwei der bekanntesten Hersteller von Audio-Kompressionstechnologien, die sowohl in Kinosälen als auch bei Heimkinosystemen zum Einsatz kommen. Doch was ist denn nun besser: Dolby oder DTS? Lässt sich das überhaupt so pauschal sagen? Wir analysieren, was die beiden Audio-Kontrahenten ausmacht und verraten dir, wer die Nase in welchem Bereich vorn hat.

Dolby vs. DTS: Jahrzehntelange Audio-Konkurrenz

Das vom namensgebenden Ray Dolby gegründete Unternehmen Dolby Laboratories arbeitet bereits seit 1965 an verschiedenen Audiokompressionstechniken für Filme und Tonbänder. Waren diese anfangs noch analog, arbeitet Dolby seit den 1990er-Jahren vor allem an digitalen Codecs, darunter Dolby Digital, Dolby Digital Plus, Dolby TrueHD und Dolby Atmos.

Konkurrent DTS (die Abkürzung steht für Digital Theater Systems) trat 1993 auf den Plan und ist damit deutlich jünger. Zum Portfolio des mittlerweile im Xperi-Konglomerat aufgegangenen Unternehmens gehören Audioformate wie DTS Digital Surround, DTS-HD High Resolution Audio und DTS-HD Master Audio.

Spätestens seit der Verbreitung von DVDs und der damit einhergehenden Bedeutung von Surround-Soundformaten ist der Formatkrieg zwischen Dolby und DTS im Wohnzimmer angekommen. Auch heute noch beharken sich die beiden Kontrahenten, etwa beim objektbasierten Raumklang.

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Eine Frage der Bitrate – oder doch nicht?

Die Diskussion darum, welches komprimierte Audioformat die bessere Klangqualität bietet, führte in der Vergangenheit oft zur verwendeten Bitrate. Während die Tonspuren bei Dolby Digital mit Bitraten von 384 bis 640 Kbit/s auskamen, erlaubte die Kompression von DTS Digital Surround Tonspuren mit Bitraten von 768 Kbit/s bis 1,5 Mbit/s. Gemäß der Faustregel, dass größere Datenraten in besseren Klang resultieren, sollte DTS damit im Vorteil sein.

Dolby konterte, dass die verwendeten Komprimierungsalgorithmen effizienter arbeiteten als die Konkurrenz und dadurch weniger klangliche Einschränkungen boten. Über das Für und Wider der beiden Konkurrenzformate lassen sich abendfüllende Diskussionen führen. Klar ist aber auch, dass kleinere Datenraten besser für begrenzten Speicherplatz geeignet sind.

Das dürfte auch einer der Hauptgründe dafür sein, dass sich Dolby mit Dolby Digital vor allem im DVD-Zeitalter eine große Verbreitung sichern konnte. Die Scheiben boten im Vergleich zum Nachfolger Blu-ray deutlich weniger Speicherplatz. Wohl auch deshalb wurde Dolby Digital in der initialen Einführung des DVD-Standards als Tonformat für 5.1-Surroundspuren auf den Silberscheiben gewählt.

In späteren Iterationen des DVD-Standards kam auch das höher auflösende DTS zum Einsatz, erreichte aber nicht die hohe Marktdurchdringung des Dolby-Gegenstücks. Die volle DTS-Bandbreite von 1,5 Mbit/s wurde nur bei einer kleinen Anzahl an DVDs umgesetzt. Beispiele dafür sind die Lethal-Weapon-Trilogie, 12 Monkeys oder Waterworld.

In jedem Fall gilt: Diskussionen darum, welches Format das bessere ist, gab es von Anfang an zuhauf. Es ist aber zu kurz gedacht, das Ergebnis nur auf die Kompression herunterzubrechen. Das Mastering der Audiospuren spielt ebenso eine Rolle, wie das verwendete Abspiel-Equipment. Es kann also in der Praxis vorkommen, dass eine Dolby-Tonspur trotz kleinerer Bitrate besser klingt als DTS.

Verlustfreier Soundgenuss: Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio

Mit der Ablösung der DVD durch die Blu-ray waren die Filmstudios ebenso von Speicherplatzproblemen befreit wie die Tonformate. Das Ergebnis waren die verlustfreien Audioformate Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio. Beide ermöglichten es, Kinoklänge trotz einer gewissen Kompression ohne die damit einhergehenden Audioartefakte ins Heimkino zu bringen. Erstmals kam der Sound also so zu Hause an, wie er von den Filmemacher:innen im Kino vorgesehen war.

Auch mussten sich die Käufer:innen hier nicht mehr wirklich entscheiden: Auf einigen Blu-ray-Veröffentlichungen hast du die Wahl zwischen beiden Audioformaten, die von deinem entsprechenden Heimkinosystem im Idealfall direkt abgespielt werden, wenn auch oft nur im Originalton. Beispiele dafür sind die verschiedenen Blu-ray-Editionen von Avatar oder die Herr-der-Ringe-Trilogie.

Trotz des im Vergleich zum stärker komprimierten DVD-Äquivalent deutlich hochwertigeren Sounds gibt es auch bei den verlustfreien Formaten Diskussionen um die „bessere“ Lösung – mit ähnlichen Argumenten. So verwendet DTS-HD Master Audio höhere Bitraten mit bis zu 24,5 Mbit/s, während Dolby TrueHD “nur” auf 18 Mbit/s kommt. Auch andere Details, die unter anderem das Mastering der Tonspuren betreffen, werden von Vertreter:innen der beiden Audio-Lager als Pro- und Kontraargumente für DTS und Dolby genutzt. In der Praxis dürften unterschiedliche Hörergebnisse aber weniger an der Überlegenheit einer Lösung liegen, sondern ein Qualitätsmerkmal der Audioproduktion darstellen.

Die dritte Dimension: Objektbasierter Sound mit Dolby Atmos und DTS:X

Einen weiteren Wendepunkt im Duell der Sound-Giganten stellte die Einführung von objektbasiertem 3D-Klang dar. Dolby Atmos und DTS:X ermöglichen es, den Klang nicht nur um dich herum, sondern auch in die Höhe zu proji*zieren. Das ermöglicht über dir zwitschernde Vögel oder die genaue Lokalisierung von Stimmen im Heimkino. Die Wege dahin unterscheiden sich je nach verwendeter Lösung.

Möchtest du dir ein vollwertiges Dolby-Atmos-System aufbauen, solltest du im Idealfall Deckenlautsprechern einsetzen. Zwar gibt es auch viele Soundbars, die die Höhen durch nach oben gerichtete Lautsprecher simulieren, die Ergebnisse variieren aber stark.

DTS:X ist hier flexibler. Es funktioniert grundsätzlich schon mit Standard-Surround-Setups, lässt sich aber seit der Format-Erweiterung “DTS:X Pro” auf bis zu 30 Lautsprecher ausweiten. Prinzipiell kannst du hier also bereits mit einem “einfachen” 5.1- oder 7.1-System in den Genuss von räumlichen Tonspuren kommen und das System dann schrittweise erweitern. Die Grenze setzen bei beiden Lösungen sowohl dein Budget als auch der verwendete AV-Receiver. Stand 2024 arbeiten selbst hochwertige AV-Receiver häufig “nur” mit neun oder elf Kanälen. Hier ist also noch Luft nach oben.

Objektbasierte Audioformate wie Dolby Atmos und DTS können sowohl über verlustfreie Codecs (Dolby TrueHD oder DTS HD Master Audio) als auch über verlustbehaftete Codecs (Dolby Digital+ oder DTS High Resolution Audio) übertragen werden. Auf Blu-ray Discs und Ultra HD Blu-ray Discs (4K) werden nahezu alle immersiven Soundtracks ohne Qualitätsverlust geliefert. Daher bietet dir der Kauf eines Films auf Blu-ray oder Ultra HD Blu-ray die beste verfügbare Qualität für immersiven 3D-Klang.

In der Praxis erreichen beide Systeme mit den richtigen Abmischungen beeindruckende Klangerlebnisse. Dass Dolby Atmos die Nase vorn hat, liegt weniger an der Qualität, als schlicht an der hohen Verfügbarkeit. Während sich DTS:X von Anfang an auf den Heimkinomarkt fokussiert hat, debütierte Atmos in Kinosälen und ist dort bis heute der bedeutendste 3D-Klangstandard. Entsprechend viele Filme sind sowohl auf Blu-ray als auch im Streaming mit Atmos-Tonspur verfügbar.

Streaming mischt die Karten neu

Die steigende Popularität von Video-Streamingdiensten und Online-Videostores bedeutete für die Filmstudios, dass die im Blu-ray-Zeitalter vergessene Bitraten-Debatte neu aufflammte. Netflix, Disney+ und Co. konnten sowohl aus Kosten- als auch aus rein praktischen Gründen keine Inhalte ausstrahlen, bei denen die Tonspuren typische Internetleitungen fast im Alleingang auslasteten.

Im Allgemeinen werden die Filme und Serien, die du heute in dein Wohnzimmer streamst, mit verlustbehafteter Audiokompression ausgestrahlt. Das gilt auch für die objektbasierten 3D-Tonspuren, die ebenfalls komprimiert übertragen werden können.

Der bereits beschriebene Quasi-Siegeszug von Dolby Atmos setzte sich im Streaming-Zeitalter vorwiegend aufgrund der Tatsache fort, dass die für den 3D-Klang relevanten Metadaten auf dem recht effizienten Dolby Digital+ Codec ausgeliefert werden können. Entsprechende Streaming-Inhalte liefern damit die gleichen Raumklang-Möglichkeiten, wie Blu-rays mit Dolby TrueHD -–wenn auch nicht mit der gleichen Klangqualität. Ob du den Unterschied aber mit deinem Equipment und deinen persönlichen Hörgewohnheiten hörst, ist wieder ein anderes Thema.

DTS:X spielte beim Streaming über Jahre hinweg keine relevante Rolle. Von den großen Anbietern lieferte lange Zeit lediglich Sony in seinem Dienst Bravia Core Filme und Serien mit DTS-basiertem 3D-Klang aus. Mit der Entscheidung von Disney, IMAX-Enhanced-Inhalte nebst DTS:X-Klang auszuliefern, könnte sich dieser Trend aber langfristig ändern. Zwar kommt auch hier eine verlustbehaftete Kompression zum Einsatz, Filmemacher:innen stehen mit DTS:X aber andere Möglichkeiten zur Abmischung zur Verfügung. Möglicherweise könnten auch andere Streaming-Dienste den DTS-basierten Raumklang als Alternative zu Dolby Atmos anbieten.

Dolby oder DTS – was ist nun besser?

Du kannst es dir an dieser Stelle wahrscheinlich schon denken: Eine pauschale Aussage dazu, welches Tonsystem besser ist, lässt sich faktisch nicht tätigen. Auf dem Papier haben die diversen DTS-Formate vor allem durch höhere Bandbreiten bei der Klangqualität die Nase vorn. Ob sich das aber wirklich hörbar bemerkbar macht, hängt von vielen anderen Aspekten ab. Hinzu kommt, dass moderne Audiocodecs deutlich effizienter arbeiten, als es noch zur DVD-Zeit der Fall ist, was die reine Zahlenschieberei als Qualitätskriterium weiter disqualifiziert.

Die gute Nachricht: In vielen Fällen musst du dich gar nicht aktiv zwischen DTS- und Dolby-Formaten entscheiden. Gute Blu-ray-Player, AV-Receiver und hochwertige Fernseher unterstützen das Decodieren beider Formate.

Falls du aktuell nach einem neuen Fernseher suchst, findest du alle Modelle, die wir getestet haben, hier:

Weiterführende Links:

  1. Dolby Digital: Alles, was du wissen musst
  2. DTS – Alles, was du wissen musst
  3. Fernseher mit der besten Bildqualität im Test: Diese 38 TVs spielen beim Bild ganz oben mit
  4. 4K-Streaming: So einfach schaust du Filme und Serien in bester Qualität
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